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Labordiagnostik in der Hausarztpraxis

Dr. Thomas Peter ist niedergelassener Facharzt für Allgemeinmedizin im deutschen Bensheim und auf Gesundheitsvorsorge spezialisiert. Warum bei ihm „ohne Labor“ gar nichts geht, erzählt er im Gespräch.

?Welchen Stellenwert hat aus Ihrer Sicht die Labordiagnostik in der niedergelassenen Praxis?
Für mich ist die Labordiagnostik die wichtigste Diagnostik in der Arztpraxis überhaupt. Ich mache bei jedem Patienten eine große Labordiagnostik und strukturiere den kompletten Behandlungsprozess anhand der Labordaten. Damit kann ich einerseits schwere Erkrankungen ausschließen, aber auch viele Rückschlüsse ziehen, etwa über den Vitamin-D-Spiegel, die Versorgung mit Mikronährstoffen oder den Hormonspiegel. Nur so bekomme ich ein ganzheitliches Bild von einem Patienten.

?Viele Untersuchungen sind aber keine Kassenleistung. Was erwarten Patienten?
Ich habe jetzt eine Privatordination und Patienten, die zu mir kommen, wissen genau, dass wir am Beginn Labordaten erheben. Zuvor war ich lange Zeit in einer Kassenpraxis und meine Erfahrung ist, dass Patienten gut aufgeklärt werden müssen. Wenn man ausführlich bespricht, warum dieser Ist-Stand wichtig für die weitere Behandlung ist und einfach zu einer guten Vorsorge dazugehört, dann habe ich selten Widerstand erlebt. Im Gegenteil, ich habe erlebt, dass Patienten dankbar sind, wenn eine Behandlung strukturiert und fundiert abläuft und nicht nur punktuell einzelne Beschwerden therapiert werden. Wer den Patienten in seiner Gesamtheit wahrnimmt, kommt oft auf viele Zusammenhänge, die auf den ersten Blick gar nicht ersichtlich wären. Unsere Ordination ist auf Erschöpfungszustände spezialisiert und da haben Patienten oft schon einen langen Leidensweg ohne nennenswerte Befunde hinter sich.

?Wie oft wird in Ihrer Ordination ein großer Laborbefund erhoben?
Wenn ein Patient neu zu uns kommt, machen wir das immer. Dann gibt es eine Nachkontrolle nach drei Monaten, wo wir uns aber im Speziellen auffällige Werte ansehen oder eben diese Parameter kontrollieren, auf die eine Behandlung abgezielt hat. Patienten kommen ja in der Regel, weil sie Beschwerden haben und eine bestimmte Therapie erforderlich ist. Aus meiner Sicht wäre es absolut essenziell, einmal im Jahr einen großen Laborbefund im Rahmen einer Vorsorgeuntersuchung zu machen.

?Wie ist Ihre Ordination labor­technisch ausgestattet?
Wir haben eine Basisausstattung, mit der wir wichtige Parameter sofort kontrollieren können, aber für die großen Laborbefunde schicken wir die Proben an externe Institute. Wichtig für mich ist, dass ein paar wesentliche Eckpunkte berücksichtigt werden, wie etwa der Zeitpunkt der Blutabnahme. Nach 9.30 Uhr machen wir keine Routine-Blutabnahmen mehr, denn viele Werte ändern sich im Lauf des Tages, wie etwa die Hormone. Schilddrüsenwerte am Nachmittag zu erheben, hat keinen Sinn. Damit wäre die Aussagekraft der Befunde eingeschränkt.

?Wie hängen aus Ihrer Sicht Laborwerte und Gesundheit zusammen?
Es gibt viele Parameter von Gesundheit, wie etwa die Langlebigkeit, die ich direkt im Labor ablesen kann. So weiß man etwa aus Studien, dass ein hoher Vitamin-D-Spiegel Menschen gesünder hält als ein zu niedriger. Gleiches gilt für Schilddrüsenwerte. Hier achte ich nicht nur auf die Normwerte, sondern auf echt gute Werte, denn wir haben festgestellt, dass sich etwa die Aminosäureprofile in den letzten zehn Jahren deutlich verändert haben. Was damals noch „normal“ war, ist heute schon schwer unterversorgt. Wir haben auch Referenzwerte aus rund 5.000 Laborbefunden gesammelt und definieren neben dem Normbereich auch immer einen Zielbereich, in dem sich die Menschen wohl und gesund fühlen.

?Wie wichtig ist Ihnen moderne Medizintechnik? Je neuer das Gerät, desto besser die Aussagekraft?
Das stimmt auf jeden Fall. Wir legen großen Wert darauf, dass die Labore, mit denen wir zusammenarbeiten, auch eine hochwertige Gerätetechnik haben. Und die Medizintechnik entwickelt sich rasant weiter, da muss man am Ball bleiben.

?Wenn man einem Kollegen etwas empfehlen müsste?
Ich berate eine Reihe niedergelassener Kassenärzte und sehe natürlich, dass die Kollegen nicht so viel Zeit haben wie wir in der Privatpraxis. Dennoch kann man mit kleinen Schritten anfangen, die viel bringen, wie etwa der Kontrolle der Vitamin-D-Versorgung, Zink oder Magnesium im Vollblut. Das kann man schnell korrigieren und wir wissen auch, dass sich etwa neurologische Beschwerden dann ganz rasch bessern. Wenn dafür eine Aufzahlung von rund 20 Euro auf die Kassenleistung erforderlich ist, dann sind das Beträge, die Patienten auch bereit sind zu investieren. Und ich rate den Kollegen auch, sich hier immer wieder fortzubilden, denn die wissenschaftlichen Erkenntnisse entwickeln sich enorm schnell. Hier gilt es, up to date zu bleiben! rh
www.anuvindati.de

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Dr. Thomas Peter, niedergelassener Facharzt für Allgemeinmedizin© zvg