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Ärztefamilien: Junior on Board

„Wie der Vater so der Sohn“ – in vielen Ärztefamilien treten die Kinder häufig auch beruflich in die Fußstapfen der Eltern. Tipps, wie sie von der Doppelspitze zur erfolgreichen Übergabe durchstarten.

„Wie der Vater so der Sohn“ – in vielen Ärztefamilien treten die Kinder häufig auch beruflich in die Fußstapfen der Eltern. Tipps, wie sie von der Doppelspitze zur erfolgreichen Übergabe durchstarten.

Mit 60-plus kommt der Seniorarzt allmählich auf die Zielgerade seiner beruflichen Laufbahn. Sollte sich sein Nachwuchs für die Übernahme entscheiden, kann der Ausstieg des Seniors in Etappen geplant werden. Der Senior arbeitet mit Sohn oder Tochter die erste Zeit als „Doppelspitze“ zusammen. Man teilt sich die Patienten auf, der Junior übernimmt neue Patienten, der Senior ist nicht mehr ganztags tätig. Wichtig ist, dass die Arbeitsbereiche festgelegt sind und dass man sich daran hält. Die generationsübergreifende Zusammenarbeit ist anfangs gewöhnungsbedürftig, noch schwieriger ist es, wenn auch der Ehepartner von Junior oder Senior in der Praxis arbeitet. Keinesfalls dürfen sich Parteien bilden.

Es enttäuscht den Nachwuchs, wenn der Termin der Praxisübergabe immer wieder verschoben wird. Dieser Umstand hat auch bereits einen Namen: Man spricht hier vom „Prinz-Charles-Phänomen“. Erfolgt endlich die Praxisübergabe, wird das in der Regionalzeitung durch ein Inserat bekannt gegeben und im Team oder vielleicht sogar in der Gemeinde gefeiert. Nicht zu vergessen, die Homepage muss aktualisiert und der Nachfolger mit seiner Vita vorgestellt werden. Auch wichtige Zuweiser können mit einer Mail von der Praxisübergabe informiert oder zu einer kleinen Feier eingeladen werden.

Typisch Senior, typisch Junior

Solange beide als Doppelspitze zusammenarbeiten, wird es immer Leistungsvergleiche geben, vor allem von Patienten, wenn sie wechselweise mal beim Senior und dann beim Junior einen Termin haben. Patienten vergleichen und bewerten ganz offen: „Ihr Vater hat mir aber ein anderes Medikament empfohlen.“ Schon bei der Terminvergabe haben viele einen Wunsch und wollen „nur“ beim Senior oder beim Junior einen Termin. So kann ein Wettbewerb zwischen den Generationen entstehen.

Obwohl Ältere ihren eigenen Gesundheitszustand, als „gut“ oder „sehr gut“ einschätzen, nehmen die Mobilität und die körperliche Kraft allmählich ab. Durch altersgerechte Arbeitseinteilung lässt sich das teilweise kompensieren. Die positiven Merkmale des Seniors: die lange Erfahrung und die gewachsenen Kontakte zu Patienten und Kollegen. Vor allem die älteren Patienten schätzen den Seniorarzt hoch ein und vergleichen beim Wechsel zum Junior beide Generationen. „Alte Besen kehren gut, die neuen kennen die Ecken“ – das Sprichwort birgt viel Wahres in sich, denn oft hängen Praxisinhaber an den althergebrachten Gewohnheiten der Vergangenheit. Sie sind unbewusst „Bewahrer“ eingefahrener Prozesse, ohne es bewusst wahrzunehmen. Der Senior darf nicht enttäuscht sein, wenn man ihn nicht mehr um Rat fragt und der Youngster seine eigene Arbeitsweise einbringt, selbst wenn sie nicht immer richtig ist. Idealerweise tritt der Junior die Nachfolge nicht aus Tradition an, sondern nur weil er sicher ist, dass die Praxisübernahme auch „sein Ding“ ist.

Der Perspektivenwechsel

Nach dem „Defizitgedanken“ sieht der Senior vor allem anfangs meist die fehlenden Eigenschaften des Juniors und der Nachwuchs sieht nur die nachlassenden Fähigkeiten des Vaters. Der Defizitgedanke betrifft beide Generationen. Um die andere Generation zu verstehen, muss jeder den „Perspektivenwechsel“ vornehmen. Die Akzeptanz generationstypischer Eigenarten ist wichtig für eine harmonische Zusammenarbeit und klappt nur, wenn jeder kompromissbereit ist. Vermeiden Sie auf jeden Fall den Wettbewerb der Generationen! rl


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Foto: istockphoto/djvstock